Der folgende Reisebericht über unsere Radreise von Dubai bis nach Havanna ist die Fortsetzung unserer bisherigen Reiseberichte und zu unserem Buch*, “Mittendrin -Iran: Wie wir mit dem Fahrrad und einem Küken quer durch das Land reisten”, über unsere Radreise durch den Iran.
Vorwort
Das Buch zu schreiben hat eine Menge Zeit beansprucht, so dass für die Pflege des Blogs wenig Zeit übrig blieb. Das haben unsere aufmerksamen Leser vermutlich nicht übersehen, denn bisher gab es eigentlich mindestens einen Reisebericht über jedes Land in dem wir mit unseren Rädern unterwegs waren. Mit diesem großen Bericht wollen wir jetzt also unseren Blog aktualisieren, ohne jedoch spannende und lustige Geschichten von unserer bisherigen Reise zu überspringen. Wir möchten dich als Leser auf ausgewählte Highlights in jedem Reiseland mitnehmen und dir einen kurzen Einblick geben, wie es sich anfühlt durch all diese Länder mit dem Fahrrad zu reisen. Da wir den Fokus unserer Reisedokumentationen mittlerweile auf unseren YouTube Kanal gelegt haben, denken wir dass dieser Artikel der richtige Schritt ist um alle Parteien glücklich zu machen.
Im Moment habe ich keine Zeit und Lust für riesige und ausführliche Reiseberichte von jedem einzelnen Land. Diese Zeit wird aber wieder kommen und mein Wunsch ist es irgendwann ein großes Buch über unsere gesamte Reise zu schreiben. Bis dahin werde ich im folgenden zu jedem Land ein paar Anekdoten und Eindrücke schildern und am Ende dieses Berichtes werden wir wieder in Deutschland landen, wo wir uns zum jetzigen Zeitpunkt befinden.
Ein kurzer Überblick
Im Mai 2016 haben wir in Deutschland unsere Sachen zusammen gepackt und haben unsere Fahrrad Weltreise gestartet. Wir sind zunächst durch Westeuropa, den Balkan, den nahen Osten, Russland, Zentralasien und schließlich einmal von Nord nach Süd durch den Iran gefahren. Von dort sind wir dann mit einer Fähre über den Persischen Golf nach Dubai gereist. Alle Blogartikel zu diesen Etappen findest du hier.
- Im weiteren Verlauf unserer Radreise von Dubai bis nach Havanna sind wir durch insgesamt 16 Länder gefahren.
- Wir haben etwa 25.000 Kilometer zurückgelegt und waren 28 Monate unterwegs.
- Insgesamt haben wir auf dieser Etappe ungefähr 24.000 Euro ausgegeben.
- Genaue Statistiken über unsere gesamte Reise findest du auch hier.
Unsere Route von Dubai bis Havanna:
Soweit der Überblick, jetzt wünschen wir dir ganz viel Spaß mit unseren Eindrücken und Erlebnissen dieser wundervollen Etappen unserer Fahrrad Weltreise durch Asien und Mittelamerika.
Die Vereinigten Arabischen Emirate
Dubai: Glanz, Glamour, Reichtum, Sportwagen und Öl. So stellt man sich die Stadt vermutlich vor und was soll man sagen, so ganz daneben liegt man damit eigentlich auch nicht. Es ist eine sehr moderne Stadt und der Kontrast zum Iran war unglaublich. In den Supermärkten arbeiten indische und pakistanische Leiharbeiter, die uns überfreundlich begrüßen und unsere Einkäufe sofort in diverse Plastiktüten verstauen.
Wir verbringen Silvester gemeinsam mit Olgas Mama und einer Freundin die uns beide hier besucht haben. Wir erkunden die riesigen Malls, trinken Cocktails an den teuren Strandbars, machen eine kleine Tour durch die Wüste und schlendern durch die sehenswerte Altstadt von Dubai.
Insgesamt waren wir tatsächlich knapp 3 Wochen in der Stadt und haben die Zeit in dieser anderen Welt durchaus genossen. Aber immer so zu leben könnten wir uns überhaupt nicht vorstellen. Also sind wir auch glücklich, als wir dann endlich wieder auf unseren Fahrrädern sitzen und langsam durch die weiten Wüsten in Richtung Oman fahren.
Mit anderen Radreisenden im Oman
Der Oman ist ein recht modernes Land, dennoch wird auch großer Wert auf Traditionen gelegt. Die Menschen sind eher zurückhaltend, doch wenn man Hilfe benötigt oder sich irgendwo in der Wildnis zufällig begegnet, wird immer für einen Plausch angehalten und Hilfe angeboten.
Besonders schön war das, als wir gegen Ende unserer Oman Reise ein paar andere Radreisende aus Deutschland und der Schweiz trafen.
Wir waren also insgesamt zu siebt und haben beschlossen gemeinsam an einem Strand zu zelten. Dort sind wir schon gegen Nachmittag angekommen und zunächst haben wir Feuerholz gesammelt und sind zum Einkaufen nochmal in ein 3 km entferntes Dorf gefahren. Gegen Abend kamen weitere Touristen an den Strand. Jeweils zu unserer linken und rechten Seite, etwa 500 m entfernt. Es waren beides organisierte Gruppenreisen und wir haben zugeschaut wie die Zelte und Buffets für die Gruppen aufgebaut wurden. Irgendwann haben wir dann unser Lagerfeuer angemacht, und uns ein leckeres Abendessen gekocht.
Dann fuhr auf einmal ein Pick-Up Truck zu uns und der nette Omani unterhielt sich kurz mit einem aus unserer Gruppe und fuhr dann wieder weg. Nach ein paar Minuten kam er wieder und hatte eine riesige Tüte mit frischem Fisch und eine Flasche Whiskey dabei, die er uns freudenstrahlend übergab. Es waren Reste vom Abendessen und sie hatten keine weitere Verwendung dafür. Im Oman ist es recht schwierig an Alkohol ranzukommen, denn es gibt ihn lediglich in den Hotels für Touristen zu kaufen. Die meisten Omani trinken aufgrund ihrer Religion sowieso keinen Alkohol und so konnten wir unseren Abend mit einem großzügigem Schluck Whiskey und gegrilltem Fisch abrunden. Und für alle die sich jetzt fragen, dass wir doch vegan sind; ja, wir haben den Fisch großzügig unseren Mitreisenden überlassen ?
Eine Radreise in Indien ist nicht leicht
Indien war wild und überwältigend. Es ist nicht wirklich ein Land für eine ruhige Radreise. Es ist ein Land in dem man etwas über Menschen, Mitgefühl, Neugierde, Wohlstand, Prioritäten und Glück lernen kann. Indien ist einfach absolut unglaublich.
Noch relativ am Anfang unserer Radreise durch Indien sind wir mit dem Holi Festival konfrontiert worden. Ein wichtiges Fest in Indien, bei dem man sich gegenseitig mit bunten Farben einschmiert.
Also wir waren gerade auf dem Weg von Mumbai nach Goa und den ganzen Tag sind uns schon Menschen mit lila Farben im Gesicht und auf der Kleidung entgegengekommen. Gegen Abend vermehrten sich die lilafarbenen Köpfe dann drastisch und ein paar Kilometer später waren wir an der Quelle.
In einem kleinen Dorf stehen plötzlich um die 50 junge Männer vor uns auf der Straße. Ich fahre vor, Olga ist hinter mir. Ich zögere kurz und weiss nicht was wir machen sollen, aber wir haben keine Wahl. Lachend und grüßend fahre ich in die Menschenmasse hinein und werde die ersten Sekunden zimperlich mit Farbe bemalt und beworfen, und dann kommt sie von allen Seiten. Ein paar Momente später bin ich von oben bis unten Lila und habe die Menschenmasse durchquert. Olga wird, als Frau, nicht wirklich angefasst und bekommt nur ein paar kleine Farbspritzer ab.
Ein kurzes Stück weiter versuchen wir uns ein bisschen sauber zu machen, aber haben zunächst keinen Erfolg. Es sind noch etwa 10 km zu unserem Hotel und langsam wird es schon dunkel. Wir beschließen weiter zu fahren und uns dann im Hotel zu waschen. Als wir dort ankommen ist es bereits dunkel und wir müssen feststellen, dass es geschlossen hat – die Saison ist schon vorbei. So fahren wir weiter und bauen irgendwo am Strand unser Zelt auf. Ich versuche mich im Meer zu waschen, habe aber keinen Erfolg. Mein ganzer Kopf und meine Haare sind lila bzw. pink. Auch am nächsten Tag bekomme ich es nicht abgewaschen und tatsächlich hat sich die Farbe mehrere Wochen in meinen blonden Haaren gehalten. Die Farbe muss irgendein Naturextrakt aus einer Wurzel oder so etwas gewesen sein. Willkommen in Indien!
Nepalesisches Essen
Dal Baht ist das traditionelle Essen in Nepal. Wir haben es fast täglich gegessen. Es besteht zum großen Teil aus Reis (Baht) und dazu gibt es einen Linsen-Eintopf (Dal). Manchmal gibt es noch weitere kleine Gemüse Curries und frische Zwiebeln dazu. Dal Baht kann man zu jeder Tageszeit in vielen Restaurants kaufen. Es ist günstig, etwa 1€ pro Portion, und man bekommt so viele Nachschläge wie man möchte.
Es spiegelt auch ein bisschen die Kultur und Lebensumstände in diesem Land wider. Viele Menschen können sich einfach nichts anderes leisten und Essen tatsächlich ihr Leben lang, zweimal am Tag Dal Baht. Für uns ist das kaum vorstellbar, aber für die 3 Wochen, die wir in Nepal waren, haben wir es sehr genossen, mindestens einmal am Tag unser Dal Baht zu essen. Außerdem hat es uns die nötige Energie für die steilen Bergetappen durch Nepal gegeben. Nicht umsonst heißt es in einem beliebten Spruch aus Nepal:
„Dal Baht, Power
24 hour“
Auf den Highways von Myanmar
Myanmar war das erste Land in Südostasien und es war wirklich so anders als Indien. Bis vor kurzem war das Land fast komplett abgeriegelt und der Tourismus kam erst vor einigen Jahren hier an. Nach wie vor besuchen nur wenige Reisende das Land und so hatten wir extrem interessante Einblicke in das Dorfleben und die Menschen hier.
Besonders spannend war unter anderem aber auch die Hauptstadt des Landes: Naypyidaw.
Die Stadt ist erst seit 2005 Hauptstadt und sie wurde extra für diesen Zweck überhaupt erst erbaut. Bei der Planung oder der Umsetzung oder bei was auch immer muss aber irgendwas schief gelaufen sein, denn seit jeher ist Naypyidaw eine Geisterstadt. Die Stadt wurde ausgelegt auf viele Millionen Einwohner, doch diese blieben bisher aus. So gibt es 20 (!) spurige Straße im Stadtzentrum, über die alle paar Minuten mal ein Auto fährt. Für uns als Radfahrer war das natürlich perfekt, und wir haben die breiten Straßen genossen.
Dennoch hat es uns zu denken gegeben, wieviel Geld hier verschwendet wurde und gleichzeitig so viel Armut und Leid in diesem Land herrscht. Myanmar war aufgrund dieser Kontraste aber auch einfach ein sehr interessantes Reiseland und die 28 Tage die wir hier verbracht haben, waren eigentlich viel zu wenig. Wir müssen unbedingt nochmal wiederkommen, um den Rest des Landes zu erkunden!
Pause vom Radfahren in Thailand
In Thailand waren wir insgesamt zwei Monate, von denen wir allerdings sechs Wochen in der Stadt Chiang Mai verbracht haben. Hier haben wir an Blog, YouTube und unserem Buch* gearbeitet. Nebenbei haben wir die tollen Nachtmärkte der Stadt besucht und uns mit Mango Sticky Rice, Pad Thai, Smoothies und Cocos-Curries den Bauch vollgeschlagen.
Thailand ist ein tolles Land und wir wollen unbedingt auch noch den Süden mit unseren Rädern erkunden, denn Fahrrad sind wir fast nur auf großen Straßen und durch Dschungel gefahren. Das typische Bild von Thailand, Traumstrände mit blauem Wasser und weißem Sand, haben wir auf unserer Radreise hier nicht gesehen.
Bergetappen in Laos
Laos war merklich ärmer und weniger besiedelt als Thailand. Im Norden in den Bergen sind wir durch viele kleine Dörfer gefahren, in denen die Menschen noch genauso wie vor 100 Jahren leben. Keine Elektrizität, Strohhütten und Wasser aus dem Brunnen. So kamen wir recht nah an die Menschen in diesen Dörfern, denn Wasser brauchen wir ja täglich.
In einem Dorf füllten wir uns unsere Vorräte etwas großzügiger auf, denn auf der Karte waren für die nächsten 20 km nur Dschungel und keine Dörfer angezeigt. Das bewahrheitete sich dann auch so. Allerdings ging es zusätzlich noch deutlich steiler bergauf, als wir erwartet hatten und so mussten wir unsere schweren Räder in der drückenden Mittagshitze zum Teil auch noch bergauf schieben.
Wir schafften es daher nicht bis in das nächste Dorf zu kommen, um uns Wasser abzufüllen. Etwa 5 km vorher hatten wir einfach keine Kräfte mehr, unsere Räder weiter zu schieben.
Problem war jetzt, dass wir kein Wasser hatten und der Durst, langsam aber sicher, stärker zu fühlen war. Irgendwann spät am Abend kamen dann ein paar Leute vorbei, die uns wenigstens noch einen halben Liter Wasser geben konnten. Diesen haben wir solange rationiert, bis wir am nächsten Tag im Dorf ankamen, um unsere Flaschen wieder aufzufüllen. Hört sich jetzt vielleicht nicht so dramatisch an, aber ein Durstgefühl zu haben, ohne die absehbare Möglichkeit, diesen Durst zu löschen, verändert dich. An diesem Tag wurde uns der Wert von Wasser so klar vor Augen geführt wie noch nie. Wasser ist Leben. Insbesondere auf einer Radreise durch die Dschungel von Laos.
Zahnarzt in Vietnam
An unserem letzten Tag in Laos habe ich mir einen Zahn in zwei hälften Gebissen. Vor drei Jahren hatte ich eine Wurzelbehandlung machen lassen, und jetzt war die Füllung dahin und ich brauchte vermutlich eine Krone.
In Vietnam sind wir kurz hinter der Grenze in der Großstadt Dien Bien Phu angekommen und haben uns dort sofort nach einem Zahnarzt umgeschaut. So ganz vertrauensvoll sahen sie alle nicht aus, aber ein gewisses Maß an Technik und Hygiene war schon vorhanden. So haben wir uns schlussendlich einen Arzt ausgesucht, der gebrochen englisch sprach.
Mit Übersetzungsapp und viel Geduld konnten wir uns verständigen und schon bald war klar, ich brauchte unbedingt eine Krone. Also wurde ein Abdruck von meinem Gebiss erstellt, dieser nach Hanoi gesendet, dort wurde eine Keramikkrone hergestellt (Nach deutschem Standard) und zwei Tage später eingesetzt. Kostenpunkt 180€ für alles. Zusätzlich wurden wir bei beiden Terminen von der Familie des Zahnarztes noch zum Essen eingeladen. Dafür sind wir dann ins Hinterzimmer gegangen und es wurde Reis, Tofu und Gemüsesuppe serviert. Beim letzten Besuch haben wir uns dann auch noch mit ein paar Freunden des Pärchens getroffen und haben gemeinsam Tee getrunken. So haben wir kurzerhand neue Freunde in Vietnam gefunden, während ich heilfroh war, dass meine Zähne wieder in Ordnung waren. Stand heute: Die Krone sitzt nach wie vor einwandfrei, gute Arbeit!
Englischlehrer in China
China war ein Land voller Kontraste, und irgendwie auch so anders als man es sich vorgestellt hat. Es war einfach sehr überwältigend. Unsere YouTube Videos aus China werden dieses Bild bald rüberbringen können. Es in einem Text zu beschreiben ist deutlich schwieriger. Deshalb möchte ich hier ein Thema beschreiben, welches wir persönlich ziemlich interessant fanden und was eher etwas mit Ausländern in China zu tun hat; Nämlich die Situation mit den Englischlehrern.
Wir hatten vorher schon vereinzelt davon gehört, dass man in China wohl ganz gut als Englischlehrer arbeiten könne, aber hatten uns nicht das Ausmaß davon vorstellen können.
An den meisten Universitäten und auch an den privaten Schulen gibt es mindestens einen Englischlehrer, der aus dem Ausland kommt. Viele Amerikaner, ein paar Russen und eher weniger Europäer. So war unser Eindruck. Über Couchsurfing hatten wir in China einige Gastgeber finden können und bis auf eine Ausnahme waren es alles Ausländer, die hier als Englischlehrer gearbeitet haben.
Sie verdienen gutes Geld, bekommen meistens eine Wohnung gestellt und um die Visaangelegenheiten wird sich auch gekümmert. Der Unterricht verläuft unterschiedlich. Meistens geht es tatsächlich nur darum, dass der Englischlehrer aus dem Ausland kommt. Direkt Englisch lernen muss in China eigentlich kaum jemand, da sowieso alles auf Chinesisch läuft. Aber der Ruf der Schule oder der Universität wird dadurch halt verbessert. Viele Eltern legen Wert darauf, dass der Englischlehrer aus dem Ausland kommt. Ob die Kinder Englisch lernen ist dabei Nebensache.
Die Lehrer die wir getroffen haben, waren dennoch ehrgeizig und ihr Job hat ihnen auch gefallen. Aber es ist so ein anderes Lernen in diesem Land, es geht hier noch viel mehr nur um die Zeugnisse und Zertifikate, als sonst wo auf der Welt.
Eine Facette von China, die schon so viel über das Land erzählt. Unsere Eindrücke hier waren einfach überwältigend und vermutlich ließen sich mehrere Bücher alleine über unsere Reise durch China schreiben…
Die unglaubliche Weite der Mongolei
Im Gegensatz dazu kamen wir im Norden von China und dann auch in der Mongolei schlussendlich in die weiten Steppen der Gobi Wüste. Einfach unglaublich wie leer es hier ist. Die Mongolei ist das Land mit der niedrigsten Bevölkerungsdichte der Welt. Es leben hier etwa 2 Menschen pro Quadratkilometer. Insgesamt hat das Land, welches mehr als 4-mal so groß ist wie Deutschland, etwa 3.1 Millionen Einwohner. Wovon etwa die Hälfte in der Hauptstadt Ulaanbaatar lebt.
Wie leer es in der Steppe dann wirklich ist, kann man sich kaum vorstellen. Wir fahren entlang der Hauptstraße von China in Richtung Ulaanbaatar. Es herrscht wenig Verkehr und etwa alle 50 bis 100km kommt mal ein kleines Dorf. Schon hier fühlt man sich alleine. Die Wirklichkeit sieht so aus, dass man links und rechts dieser Hauptstraße für tausende von Kilometern auf keine einzige Siedlung treffen würde. Man könnte jahrelang durch die Wildnis fahren, ohne einen Menschen zu treffen. Es ist einfach schier unglaublich.
Russland – Mit dem Rad durch Sibirien
Ähnlich einsam sind die weiten Wälder Sibiriens in Russland. Auch hier fuhren wir hunderte von Kilometern durch die Einsamkeit. Entlang der BAM, einer alternativen Eisenbahnlinie zu der transsibirischen Eisenbahn, führt hier eine kleine Versorgungstraße, mit deren Hilfe die Bahntrasse damals gebaut wurde. Noch immer finden sich vereinzelte kleine Dörfer hier, in denen die Gleisarbeiter damals lebten und die heute größtenteils von Arbeitern der lokalen Holz- und Bergbauindustrie bewohnt werden.
Auf dieser Versorgungsstraße sind wir von Novy Uoyan bis nach Novaya Chara gefahren, etwa 500km feinste Schotterpiste. Die kleinen Dörfer an der Bahnlinie haben durchaus gut gefüllte Läden, da die Versorgung über die Bahn gewährleistet ist. Wasser kann man aus jedem Bach und jedem Fluss nehmen.
Mit dem Fahrrad durch die weiten Wälder zu fahren war beeindruckend. Wir haben ein paar Drohnenaufnahmen gemacht und waren überwältigt von den Ausmaßen – Wald soweit das Auge reicht. Stille, Natur pur und so viele Pilze wie wir nur Essen konnten. In den Dörfern gab es interessante Begegnungen mit dem Menschen die hier leben. Da Olga perfekt russisch spricht, konnten wir eine Menge über das Leben hier lernen. Im Sommer mag ja alles schön sein hier, aber die Winter sind wirklich hart und lang. Bis zu -55°C soll es hier manchmal sein. Ein Leben in der Extreme, kein Wunder dass manchen Leuten hier nichts Besseres einfällt als viel Wodka zu trinken und Bären jagen zu gehen. Ja, wir wurden von einem Typen eingeladen dessen ganzes Haus voller Bärenfelle war.
Moderne Radwege in Südkorea
Von Wladiwostok sind wir mit einer Fähre nach Südkorea gefahren und waren sogleich in einer anderen Welt. Moderne Fahrradwege ziehen sich durch das ganze Land und natürlich ist das ganze Leben komplett anders als in dem riesigen Nachbarn Russland.
Radfahren ist in Südkorea sehr beliebt. Im ganzen Land gibt es ein tolles Netzwerk von Radwegen und wir sind fast ausschließlich auf diesen Unterwegs gewesen. Das war eine willkommene Abwechslung nach den Schotterpisten in Russland. Das Reisen mit dem Rad fühlt sich hier dementsprechend sehr anders an. Zusätzlich gibt es auch noch einen “Reisepass für Radfahrer”, in dem man Stempel sammeln kann, die auf allen Radwegen verteilt, in kleinen Telefonzellen, zu finden sind. Wenn man alle Stempel eines Radweges gesammelt hat, bekommt man hinterher Aufkleber, Medaillen oder sogar einen Pokal. Ich finde: Eine tolle Idee um Werbung für das Radreisen zu machen!
Die härteste Etappe in Mexiko
Von Südkorea ging es mit dem Flugzeug dann nach Mexiko. Und wer hätte gedacht, dass Mexiko das bergigste Land unserer gesamten Radreise sein sollte? Schließlich sind wir durch das Himalaya Gebirge, das Pamir Gebirge und diverse andere Gebirgszüge gefahren. Wir wissen noch nicht mal genau wie die Gebirge hier heißen, denn sie sind auch nicht wirklich hoch. Die Sache ist aber die, dass wir den ganzen Tag hoch und runter fahren. So stehen auf unseren Tachos am Ende des Tages nicht selten über 1500 Höhenmeter.
Diese Etappe ist dafür aber natürlich auch wunderschön. Wir sind im Norden des Bundesstaates Oaxaca und später in Chiapas unterwegs. Die Route die wir uns ausgesucht haben, führt uns durch kleine abgelegene Dörfer und unvergleichliche Naturlandschaften. Auf Schotter- und Sandpisten schlängeln wir uns durch diese wundervolle Gegend, und genießen es sehr.
Nach ein paar Tagen setzt jedoch der Regen ein, und die idyllischen Sandpisten werden in schlammige und rutschige Alptraum-Pisten verwandelt. Tagelang hört es nicht auf zu regnen und in den kleinen Dörfern sind wir weit entfernt von jeglicher Hotel-Infrastruktur. Nach ein paar Tagen ist alles durchnässt. In unseren Packtaschen steht das Wasser, das Zelt und die Schlafsäcke sind nass, unsere Finger sind so schrumpelig wie noch nie.
Wir kommen an unsere Grenzen, können unsere körperliche und mentale Stärke jedoch unter Beweis stellen, und fahren Kilometer für Kilometer weiter. Nach 7 Tagen Dauerregen kommen wir erschöpft, aber glücklich bei einem Hotel an. Jetzt steht es fest: Wir können alles schaffen!
Vulkane in Guatemala
In Guatemala sind wir eher wenig Fahrrad gefahren. Unsere Route führte uns einmal durch den Norden, von Mexiko, direkt nach Belize. Zwischenstation war die Stadt Flores und die weltberühmten Ruinen von Tikal.
Von dort haben wir dann auch einen kleinen Abstecher gemacht und ohne Fahrräder den Rest des Landes erkundet. Mit einem Nachtbus sind wir in die alte Hauptstadt Antigua Guatemala gefahren und haben uns dort für ein paar Tage in ein Hostel einquartiert. Hier war auch der Startpunkt für unsere Vulkanwanderung auf der wir den aktiven Vulkan Fuego sehen konnten. Ein unglaubliches Naturschauspiel!
Ich bin dann noch für zwei Tage alleine in die kleine Stadt El Paredon, an der Pazifikküste gefahren. Dort war ein Freund aus meiner Studienzeit gerade auf einem Surftrip und wir konnten uns nach langer Zeit endlich mal wiedersehen. Das war toll, denn auf unserer Reise treffen wir zwar wirklich viele Menschen, und haben gemeinsam eine tolle Zeit, aber eine so innige Verbindung wie zu guten Freunden oder unserer Familie entsteht dabei sehr selten. Nach wie vor ist der größte Nachteil einer solchen Reise, dass man seine Freunde und Familie so selten sieht…
Schnorcheln in Belize
Und auch den Großteil unserer Zeit in Belize haben wir nicht auf unseren Rädern verbracht. Von der Grenze sind wir in zwei Tagen nach Belize City, direkt am Meer gefahren. Von dort ging es dann per Speedboat auf die Insel Caye Caulker. Hier waren wir zunächst geschockt von der Anzahl der Touristen. Größtenteils Amerikaner und Kanadier, die sich hier für ein paar Tage in einem der teuren Hotels einquartieren und Party machen. Das hatten wir so nun gar nicht vor, und wir finden glücklicherweise etwas abseits des ganze Trubels ein nettes Hostel, wo wir im Garten sogar unser Zelt aufstellen dürfen. So bleiben wir ein paar Tage hier und arbeiten vor allem mal wieder an Blog und YouTube. Aber einen Tag nehmen wir uns frei und machen eine Schnorchel Tour zum Belize-Barrier-Riff, dem zweitgrößten der Welt. Wunderschöne Korallen, Fische, Rochen und sogar Haie konnten wir hier sehen. Ein Traum.
Dann ging es per Speedboat wieder nach Mexiko, mit dem Fahrrad an der Karibik Küste hoch bis Cancun und von dort mit dem Flieger nach Havanna.
Hallo Kuba, tschüß Kuba
Kuba ist wirklich eine andere Welt. Auf den Straßen sind nach wie vor alte amerikanische und russische Autos unterwegs und in den größten Supermärkten gibt es eine kleinere Auswahl als in einem Tante-Emma-Laden in Deutschland. Abends wird an jeder Ecke Musik gespielt und sowieso läuft der Großteil des Lebens draußen auf den Straßen ab.
Wir fahren von Havanna aus Richtung Süden und kommen nach ein paar Tagen am Strand von Playa Larga an. Entlang der Küste fahren wir über einsame Straßen und genießen das Karibik Feeling. Wir genießen die entspannte Mentalität hier und bekommen nur langsam, es ist jetzt Mitte März 2020, die ersten Nachrichten von Corona mit.
In Zentralamerika ist Corona viel später angekommen, und bis zuletzt dachten wir, dass Kuba ein guter und sicherer Ort ist um alles abzuwarten. Dem war zunächst auch so, aber plötzlich hat die Regierung doch beschlossen alle Touristen von der Insel zu schicken.
Wir wurden ein paar Tage später beim Zelten von der Polizei aufgegriffen, mit einem Bus nach Havanna geschickt, und dort in ein Hotel einquartiert. Vier Tage später saßen wir dann fassungslos und ungläubig im Flugzeug nach Amsterdam. Von dort sind wir mit dem Zug nach Deutschland gefahren und sind seitdem bei meinen Eltern untergekommen.
Zurück in Deutschland
Deutschland ist wirklich eine andere Welt. Nicht das wir es nicht wussten, aber es ist schon krass in was für einem Luxus und Überfluss wir hier teilweise leben. Insbesondere nach Kuba, aber auch im Vergleich zu vielen anderen Ländern, die wir während unserer Reise besucht haben, stehen wir hier plötzlich wieder in einer anderen Welt. Ist das wirklich unsere Heimat? Der Ort wo wir hingehören? Ich weiss es nicht…
Seit fast 3 Monaten sind wir nun hier. Das schöne an der Zeit ist vor allem unsere Familie und einige Freunde wiedersehen zu können. Wie oben bereits geschrieben, ist das das Schwierigste an so einer langen Reise. Dementsprechend genießen wir es natürlich schon hier zu sein, aber es zieht uns jetzt doch langsam wieder in die Ferne…
Wie geht unsere Fahrrad Weltreise und der Blog weiter?
Unsere Radreise wird dementsprechend, wenn alles klappt, schon ziemlich bald weiter gehen. Erstmal wollen wir Richtung Island fahren, wie es dann weitergeht werden wir sehen. Einen Überblick zu unserer genauen Route und unserem Standort siehst du immer auf unserer Karte.
Wir werden natürlich weiterhin über unsere Reise berichten, dies aber vermehrt auf Facebook, Instagram und vor allem YouTube. Den Blog werden wir aber auf jeden Fall behalten, da er mittlerweile auch einfach eine tolle Informationsquelle für Radreisen ist. Hier werden wir im Bereich Tipps, Tricks, Equipment und Reviews mit Sicherheit auch noch ein paar Artikel veröffentlichen um dir und allen anderen unser Wissen über das Radreisen und das Leben in der Wildnis weitergeben zu können.
Ganz zum Schluss, ein großes Dankeschön an alle unsere Leser. Wir hoffen ihr seid mit unserer Entscheidung zufrieden und wir hoffen ebenso euch alle auf unserem YouTube Kanal wieder zu sehen!
Bis bald,
Olga & Michel
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Hi zusammen,
einen schönen Blog habt Ihr da! Bin über eine Suche nach Hüten und Sonnenschutz fürs Radeln zuerst auf dieser Seite Eures Blogs gelandet:
“7 Tipps zum Radfahren in extremer Hitze”
https://www.rausgefahren.de/radfahren-hitze/
Dankeschön fürs Weitergeben Eurer Erfahrungswerte.
Und vor allem, dass Eure Webseite nicht zugepflastert ist mit Tracking- und Werbeskripten erlebt man leider immer seltener. Sehr gute Seite!
Höchstens die Einbindung eines JavaScripts von mailchimp.com könnte man noch verbessern, indem man sie wegfallen lässt, bzw. ersetzt. Aber das ist Jammern auf hohem Niveau. 🙂
Beim Weiterlesen fand ich dann alles zu Euren in der Tat sehr schönen und top ausgestatteten neuen Rädern hier:
https://www.rausgefahren.de/neue-reiseraeder-boettcher-evolution-2020/
Darin könntet Ihr höchstens noch das Wort “gefederte” ergänzen. Nämlich bei “Sattelstütze von Cane Creek” den ersten Satz z. B. ändern in: “Eine gefederte Sattelstütze hatten wir vorher nicht”.
Ihr hattet nämlich bisher vermutlich halt eine steife/ungefederte Sattelstütze. Ohne Stütze lässt sich der Sattel evtl. schwer befestigen ;-).
Mal sehen, was ich bei Euch noch an nützlichen Tipps finde.
Die Datenkrake Amazon will ich zwar nicht nutzen, aber mit einer Bestellung bei Wiljd (spannendes Material!) und/oder Globetrotter über Eure Links geht hoffentlich was an Euch zurück.
Dass ich jetzt aber beim Lesen dieses Berichts hier auf die Info stieß, dass man Euch nur noch bei den Datenkraken (Facebook, Youtube und Co.) begleiten kann, finde ich etwas schade. Dort zahlen nämlich leider alle Eure Leser/Zuschauer mit ihren Daten bzw. ihrer Privatsphäre (aber nicht an Euch!).
Alternativ und ohne Datenkrake ginge ja z. B. über eine Art “Microblog”-Unterbereich auf Eurer Webseite für kurze Schnippsel oder der zu Twitter ähnlichen, aber nicht kommerziellen Alternative Mastodon, siehe bei Interesse hier:
https://de.wikipedia.org/wiki/Mastodon_(Software)
Hier am Beispiel meines Arbeitgebers (wir verkaufen Linuxnotebooks und -PCs 🙂 ), wie dann so eine Seite auf einer von vielen dezentralen Instanzen (also Servern) aussehen könnte:
https://linuxrocks.online/@tuxedocomputers
Wie das mit einem Microblog von anderen Bloggern umgesetzt wird, u. a. auch mittels RSS-Feeds zum Folgen, kann man auch hier gut abschauen:
https://www.kuketz-blog.de/empfehlungsecke/
Schönen Restsommer jetzt aber erstmal noch!
Grüße,
Hardi
Danke für deinen ausführlichen Kommentar und deine Tipps. Inwiefern wir den Blog zukünftig nutzen werden, wissen wir noch nicht ganz genau. Aber keine Sorge, irgendwie wird es auch hier auf unseer ganz persönlichen Plattform weitergehen! 🙂
Wahnsinn! Euer Bericht hat mich richtig mitgerissen!
Super spannend. Werde euch weiterhin begleiten und bin gespannt was noch kommt.
Eine Radtour von Dubai nach Havanna ist einfach unglaublich! 😀 Sehr spannender Beitrag. Vor allem ist Havanna interessant, schon nur wegen der handgerollte Zigarre und Rum und natürlich vieles mehr… 😉