Der Grenzübergang nach Bulgarien am 4.12.2016 läuft, genauso wie bei den letzten Grenzen, auch wieder schnell und problemlos ab. Die Grenze liegt auf ca. 1000m und es liegt ein bisschen Schnee.
Für die nun folgende Abfahrt ziehen wir unsere warmen Sachen an und packen erstmals unsere Skibrillen aus. Michels Eltern hatten uns diese bei ihrem Besuch in Dubrovnik in weiser Voraussicht mitgebracht – Besten Dank!
Zu Besuch bei einem Fahrradweltreisenden
Es geht für uns jetzt weiter bis in die Stadt Kjustendil, wo wir uns mit Anatoli treffen. Wir haben ihn vorher über Couchsurfing kontaktiert und er hat uns einen Schlafplatz bei einem Freund von ihm organisiert! Dieser wohnt ein Stückchen außerhalb der Stadt und zusammen laufen wir aus der Stadt raus und kommen bald bei seinem Haus an. Er wohnt abgeschieden in einer kleinen Siedlung mit Sommerhäusern und von seinem Garten aus hat man einen tollen Ausblick auf die umliegenden Berge.
Anatoli hat uns vorher gesagt, dass sein Freund auch ein “Reisender” sei und er ihn deshalb gefragt hat ob wir bei ihm übernachten könnten. Wir stellen uns bei Vladimir vor und nach ein paar Sätzen stellt sich raus, dass er mit seinem Fahrrad mehrere Jahre auf Reisen war und einmal um die Welt gefahren ist – Das ist mal wirklich ein perfekter Host für uns!
Vladimir spricht russisch und so können wir uns richtig gut mit ihm unterhalten. Er ist innerhalb von 14 Jahren 60.000 km mit seinem Rad gefahren und war in dieser Zeit ungefähr 5 Jahre unterwegs. Wir tauschen mit ihm Erlebnisse aus und er erzählt uns seine Geschichten und gibt uns Ratschläge – Unglaublich was dieser Mann alles erlebt hat! Ein richtiger Pionier unter den Radreisenden und wir sind super glücklich, dass wir seinen Geschichten lauschen dürfen.
Genauso wie wir, ist auch er ganz zufällig zum Radreisen gekommen. Er hat damals seinen Job verloren und hatte kaum eine Aussicht etwas Neues zu finden. So ist er dann irgendwann auf die Idee gekommen sich auf sein Fahrrad zu setzen und von Bulgarien aus mit dem Rad um die Welt zu fahren!
Als ich 42 Jahre alt war, verlor ich meinen Job als Filmproduzent. Ich hatte nichts mehr und so sagte ich zu meiner Frau: “Ich kann nun nach Sofia gehen und Alkoholiker werden, oder ich fahre nach Australien!”
Seine Frau sagte ihm er solle nach Australien und so kaufte er sich ein Fahrrad und startete seine Tour durch die Türkei, Iran, Pakistan, Indien und mit einem Schiff nach Australien. Danach folgten weitere Touren und schlussendlich ist er mit seinem Rad in 64 Ländern gewesen.
Heute lebt er in Bulgarien in einem kleinen Haus, schreibt an weiteren Büchern, genießt die Ruhe und lebt ein sehr einfaches Leben inmitten der Natur.
Hier gibt es noch ein Interview mit ihm auf Englisch und auf seiner Homepage www.volodiasorokin.com gibt es ein paar geniale Bilder von ihm zu sehen!
In den Bergen von Bulgarien
Am Morgen frühstücken wir noch gemeinsam und machen uns dann, voller Abenteuerlust, wieder auf den Weg. Ungefähr 100 km südlich von Sofia, fahren wir nun durch das “Rila Gebirge” weiter Richtung Osten. Am Abend finden wir einen wundervollen Campingspot mit Ausblick auf den Musala – den höchsten Berg in Bulgarien.
Den nächsten Tag fahren wir durch tolle Landschaften und kleine Dörfer. Als Olga Abends in einem Dorf Wasser holen möchte, werden wir spontan von Stanislav zum übernachten bei ihm eingeladen. Das nehmen wir gerne an und wir haben einen superwitzigen Abend mit ihm. Ein richtig freundlicher Mensch, der immer ein Lächeln im Gesicht hat und einen Witz nach dem anderen erzählt!
In dieser Gegend gibt es viele heiße Thermalquellen und am nächsten Tag machen wir einen kleinen Abstecher zu einem Hotel, um in einer Quelle zu baden. Super entspannt machen wir uns dann wieder auf den Weg und fahren langsam die Berge wieder herunter. Wir kommen durch ein Dorf, in dem eine riesige Fabrik steht. Als wir ein Stückchen weiterfahren, sehen wir dann auch was hier hergestellt wird – An jeder Ecke gibt es Klopapier zu kaufen! Und zwar in allen Formen, Farben und Größen die man sich nur wünschen kann! 😀
Abends sind wir dann raus aus den Bergen und vor uns liegt wieder eine weite, flache Landschaft, die sich bis in den Osten von Bulgarien zieht!
Weiter nach Plovdiv
Von unserem Nachtlager sind es ungefähr 55 km bis nach Plovdiv und weil es jetzt super flach ist, kommen wir schon Mittags dort an. Unser Couchsurfing Host Krum wartet schon auf uns und empfängt uns herzlich (Denkt ihr eigentlich bei Krum und Bulgarien auch sofort an Harry Potter?).
Naja egal; wir machen uns, nachdem wir unsere Sachen verstaut haben, mit ihm und einem Freund auf den Weg in die City. Die beiden führen uns ein bisschen herum und müssen dann aber noch arbeiten gehen. Also schauen wir uns danach alleine die wunderschöne Altstadt mit ihren kleinen Gassen und alten Häusern an. 2019 wird Plovdiv übrigens die europäische Kulturhauptstadt sein – wir empfinden dies als gute Wahl! Nach einem ausgiebigen Spaziergang durch diese beeindruckende Stadt, treffen wir uns abends wieder mit Krum und gehen gemeinsam nach Hause. Wir haben noch einen tollen Abend und unterhalten uns über Bulgarien und das Reisen – wieder einen tollen Menschen getroffen!
Von Bulgarien weiter nach Griechenland
Auch in Bulgarien sprechen viele Leute Deutsch und unterwegs können wir uns öfters mal ein wenig mit den Menschen unterhalten. Auf unserem Weg raus aus Plovdiv spricht uns ein Mann an und fragt uns was wir denn hier machen? Wir erzählen ihm von unserer Reise und er ist super beeindruckt, dass wir mit dem Fahrrad hierher gefahren sind. Das ist für uns immer wieder witzig, aber so bekommen wir dann auch nochmal die Gelegenheit zu reflektieren, was wir wirklich schon alles geschafft und erlebt haben – Das ist toll und dann auch für uns manchmal unglaublich!
Das Wetter ist im Moment ziemlich verrückt. Teilweise laufen wir in kurzen Hosen rum, während ein paar Kilometer weiter Schnee liegt. Der Wetterbericht spricht von -5°C in den Nächten und so sind wir froh, dass wir gutes Equipment dabei haben und uns ordentlich einkuscheln können.
Kurz vor der Grenze landen wir nochmal in einem richtig authentischen kleinen Dorf. Es gibt einen Wochenmarkt und überall herrscht reges Treiben. Die Verkäufer bieten lautstark ihre Waren an, die Menschen drängeln sich durch die engen Gassen und wir schieben unsere Räder durch dieses spannende Szenario – Noch ein letztes mal hautnah Bulgarien erleben und dann geht es die letzten 30 km bis zur Grenze nach Griechenland!
Warst du auch schon einmal mit dem Fahrrad in Bulgarien oder hast du weitere Fragen zu diesem Land? Lass uns gerne einen Kommentar mit deinen Gedanken und Fragen da – wir würden uns freuen!
Der Beitrag ist einfach super, ich kann nur das sagen. Die Bilder zeigen echt wie so eine Reise etwas Besonderes ist.